Methodische Grundlagen der Entzugsbehandlung
PHYSISCHE ABHÄNGIGKEIT
Nikotin bewirkt, dass der Raucher zunächst eine Toleranz entwickelt, d.h. dass immer größere Mengen konsumiert werden müssen, um die gleichen Effekte zu erzielen. Später kommen die eigentlichen Abhängigkeitsmechanismen hinzu. Der Raucher erreicht einen Zustand, in dem er weiter rauchen muss, damit er sich wohl und entspannt fühlt. Nikotin beeinflusst vor allem das Zentralnervensystem, wobei die Vorenthaltung von Nikotin beim Raucher die bekannten Entzugssymptome wie Nervosität und Reizbarkeit mit sich bringt, was einen Nikotinentzug so unangenehm macht. Mögliche Rückfälle sind unter anderem durch diese Tatsache begründet.
Die von uns gewählte Therapie stützt sich auf Medikamente, die hauptsächlich am Zentralnervensystem wirken und Einfluss auf die Interaktion des Nikotins mit den Nervenzellen haben. Außerdem verursacht die Nikotinabstinenz eine vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen im Gehirn. Diese Stresshormonausschüttung wird durch die verabreichten Medikamente ebenfalls eingedämmt. Durch die komplexen Auswirkungen der Behandlung gelingt es bei den meisten Patienten, das Suchtpotential der Zigarette schlagartig zu vermindern.
WARUM KEINE NIKOTINPRÄPARATE (KAUGUMMI, PFLASTER, TABLETTEN, NASENSPRAY)?
Nikotinpräparate gelten immer noch als Goldstandard in der Entzugsbehandlung von der Zigarette, da diese zu den am besten untersuchten Substanzen zählen. Es gibt eine Reihe wissenschaftlicher Untersuchungen, die den Erfolgsnachweis bei einem Teil der Patienten erbringen konnten. Aus unserer Sicht bedeutet diese Therapie allerdings auch, „den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben“. Egal wie man es dem Körper zuführt, Nikotin ist ein Nervengift und macht abhängig. Außerdem ist diese Behandlung auf ein langsames Herunterdosieren über Tage und Wochen angelegt. Der gleiche Effekt wäre gegeben, wenn man jeden Tag eine Zigarette weniger Rauchen würde. Langjährige Raucher wissen, dass dies nur selten funktioniert!
PSYCHISCHE ABHÄNGIGKEIT
Da beim Rauchen die psychische Abhängigkeit mindestens genauso schwer zu überwinden ist wie die physische, muss bewusst trainiert werden, gewohnte Verhaltensmuster abzulegen und Spannungszustände auf geeignete Weise abzubauen. Wir werden mit Ihnen am Behandlungstermin einige Bewältigungsstrategien besprechen und auf bestimmte Verhaltensmuster eingehen. Im Bedarfsfall helfen wir gern bei der Vermittlung einer wohnortnahen psychologischen Betreuung, die allerdings kein primärer Bestandteil der DETOX-Therapie ist. Um nikotinfrei und mit Wohlbefinden leben zu können, werden Sie in der nächsten Zeit sehr wachsam sein müssen, um dem Verlangen nach einer Zigarette besonders in Stresssituationen standzuhalten. Für solche Situationen ist ein Umdenken erforderlich. Liebgewordene Gewohnheiten wie z.B. die Zigarette nach dem Frühstück werden Sie als Gefahrenmomente erkennen und ihnen mit Ihrer neu gewonnenen Sichtweise begegnen können.
Unsererseits stehen wir Ihnen jederzeit per Telefon zur Verfügung, um Ihnen Hilfe und Beratung zu gewähren sowie Hinweise zu geben, die Ihnen die psychische Entwöhnung erleichtern sollen.
WAS BEDEUTET SUCHTGEDÄCHTNIS?
Durch den jahrelangen Nikotinmissbrauch haben Sie Ihrem Unterbewußtsein mit jeder Zigarette suggeriert, daß es Ihnen nach dem Rauchen besser gehen würde. Diese „Erfahrung“ hat sich in Ihrem Unterbewußtsein fest eingeprägt und ist sehr schwer auszulöschen (ähnlich wie bei einer Computerfestplatte). In Wahrheit ist jedoch genau das Gegenteil der Fall: Sie müssen rauchen, um nicht gestresst zu sein. Auch wenn es Ihnen gelingt, mit dem Rauchen aufzuhören, so bleibt dieses Suchtgedächtnis weiterhin aktiv, im Extremfall sogar lebenslang. Das bedeutet konkret, daß sich Ihr Unterbewußtsein in Krisensituationen sofort an die scheinbar hilfreiche Wirkung der Zigarette „erinnert“. Nach dem Motto: „Da gab es doch etwas, was mir in Lebenskrisen immer geholfen hat“. Es ist jedoch trügerisch zu meinen, von Zeit zu Zeit eine Zigarette rauchen zu können, ohne wieder abhängig zu werden. Die Statistik besagt, daß in solchen Fällen 98% aller ehemaligen Raucher wieder dauerhaft rückfällig werden. Also, machen Sie sich mit dem Gedanken vertraut, daß die letzte Zigarette auch wirklich die Letzte bleiben sollte.